Lia Perjovschi. A Loud Life in Silence
Ab 18.07.024
Online-Präsentation von Lia Perjovschi basierend auf einem Gespräch mit der Kunsthistorikerin Kristine Stiles (Professorin für Art, Art History and Visual Studies, Duke University, Durham / USA)
Anlässlich ihrer Einzelausstellung Experiments and Conclusions reflektiert Lia Perjovschi in ihrer Präsentation A Loud Life in Silence ihre künstlerische Haltung und Arbeitsweise anhand von historischen Aufnahmen, privaten Fotografien und vorgefundenen Bildmaterialien und Zitaten. Die Präsentation basiert auf einem Gespräch zwischen Perjovschi und der Kunsthistorikerin Kristine Stiles, das die Entwicklung von Perjovschis vielschichtigem Werk vor dem Hintergrund des gesellschaftspolitischen Wandels Rumäniens vor und nach der Rumänischen Revolution im Jahr 1989 nachzeichnet. Die visuellen Verknüpfungen von Gesprächsfragmenten, persönlichen Erlebnissen in Notizform sowie Werkansichten verweisen auf Perjovschis langjährige Praktiken des Sammelns, Ordnens und Kontextualisierens, mit denen sie auf den Überfluss an Informationen und Waren im Postsozialismus reagierte und die bis heute ihr künstlerisches Schaffen bestimmen.
Bereits 1985 gründete Perjovschi das Contemporary Art Archive and Centre for Art Analysis, das sich in den 1990er Jahren als prominenter Anlaufpunkt für eine internationale Kunstszene etablierte und regelmäßig Kurator*innen, Journalist*innen und Studierende aus dem Ausland einbezog. Kristine Stiles reiste erstmalig Anfang der 1990er Jahre nach Rumänien, um die postsozialistischen Verhältnisse zu erkunden, und traf dort auf Perjovschi. Der Austausch zwischen der Künstlerin und Stiles mündete in mehrere Publikationen und Ausstellungen zu Perjovschis Werk. Der Titel A Loud Life in Silence ist ein Zitat aus einer 1996 von Stiles herausgegebenen Perjovschi-Monografie.
Lia Perjovschi (*1961 in Sibiu / Rumänien) studierte von 1987 bis 1993 bildende Kunst an der Staatlichen Akademie der Künste in Bukarest. Ihre künstlerische Praxis umfasst medienübergreifende Werkserien ebenso wie kuratorische Strategien, Workshops und Vorträge und wurde weltweit in mehr als 700 Ausstellungen gezeigt, u. a.: Tallinn Art Hall (2021); Muzeum Susch, Zernez / Schweiz (2020); BOZAR, Brüssel; Art Encounters Biennial, Timișoara / Rumänien (beide 2019); Kunsthaus Hamburg (2016); São Paulo Biennale (beide 2014); Sydney Biennale (2009); Nasher Museum of Art, Durham / USA (2007) und Generali Foundation, Wien (2005). Sie ist die Gründerin und Koordinatorin des Contemporary Art Archive and Centre for Art Analysis (CAA / CAA, seit 1985) und des interdisziplinären Forschungsprojekts Knowledge Museum (KM, seit 1999), das alternative Formen der Klassifizierung und Darstellung von Informationen erforscht.
Kristine Stiles (*1947 in Denver, Colorado / USA) ist Professorin für Kunstgeschichte an der Duke University in Durham, North Carolina / USA und hat außerdem die Ehrendoktorwürde des Dartington College of Arts / University of Plymouth, England, inne. Ihre Forschungsgebiete sind Schriften von Künstler*innen, globale zeitgenössische und experimentelle Kunst sowie Traumastudien. Sie hat über 100 Artikel verfasst, und zu ihren Büchern gehören u. a. Concerning Consequences: Studies in Art, Destruction, and Trauma (Chicago: Univ. of Chicago Press, 2016), Marina Abramović (New York: Phaidon Press, 2007) und Theories and Documents of Contemporary Art (Berkeley: Univ. of California Press, erstmals 1996 erschienen und 2012 neu aufgelegt).