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Sung Tieu, Window Trace (n.b.k.), 2023; Block G (Gehrenseestrasse, Berlin), 2023; Form (for Residence Permit), 2023, Ausstellungsansicht Sung Tieu. No Jobs, No Country, Neuer Berliner Kunstverein (n.b.k.), 2023. Foto: © n.b.k. / Jens Ziehe

Sung Tieu, Window Trace (n.b.k.), 2023; Block G (Gehrenseestrasse, Berlin), 2023, Ausstellungsansicht Sung Tieu. No Jobs, No Country, Neuer Berliner Kunstverein (n.b.k.), 2023. Foto: © n.b.k. / Jens Ziehe

Sung Tieu, Form (for Residence Permit), 2023, Ausstellungsansicht Sung Tieu. No Jobs, No Country, Neuer Berliner Kunstverein (n.b.k.), 2023. Foto: © n.b.k. / Jens Ziehe

Sung Tieu © Nadine Fraczkowski

© Vu Thi Hanh

Sung Tieu, Window Trace (n.b.k.), 2023; Block G (Gehrenseestrasse, Berlin), 2023; Form (for Residence Permit), 2023, Ausstellungsansicht Sung Tieu. No Jobs, No Country, Neuer Berliner Kunstverein (n.b.k.), 2023. Foto: © n.b.k. / Jens Ziehe

Sung Tieu, Window Trace (n.b.k.), 2023; Block G (Gehrenseestrasse, Berlin), 2023, Ausstellungsansicht Sung Tieu. No Jobs, No Country, Neuer Berliner Kunstverein (n.b.k.), 2023. Foto: © n.b.k. / Jens Ziehe

Sung Tieu, Form (for Residence Permit), 2023, Ausstellungsansicht Sung Tieu. No Jobs, No Country, Neuer Berliner Kunstverein (n.b.k.), 2023. Foto: © n.b.k. / Jens Ziehe

Sung Tieu © Nadine Fraczkowski

© Vu Thi Hanh

Sung Tieu, Window Trace (n.b.k.), 2023; Block G (Gehrenseestrasse, Berlin), 2023; Form (for Residence Permit), 2023, Ausstellungsansicht Sung Tieu. No Jobs, No Country, Neuer Berliner Kunstverein (n.b.k.), 2023. Foto: © n.b.k. / Jens Ziehe

Sung Tieu, Window Trace (n.b.k.), 2023; Block G (Gehrenseestrasse, Berlin), 2023, Ausstellungsansicht Sung Tieu. No Jobs, No Country, Neuer Berliner Kunstverein (n.b.k.), 2023. Foto: © n.b.k. / Jens Ziehe

Sung Tieu, Form (for Residence Permit), 2023, Ausstellungsansicht Sung Tieu. No Jobs, No Country, Neuer Berliner Kunstverein (n.b.k.), 2023. Foto: © n.b.k. / Jens Ziehe

Sung Tieu © Nadine Fraczkowski

© Vu Thi Hanh

Sung Tieu. No Jobs, No Country

11. März 2023 – 7. Mai 2023


Showroom

Kuratorin: Anna Lena Seiser


In Video- und Soundarbeiten, Installationen und Objekten setzt sich Sung Tieu (*1987 in Hai Duong / Vietnam, lebt in Berlin) mit den Zusammenhängen von Architektur und Ideologie, Bürokratie und Machtstrukturen sowie den Auswirkungen des Kalten Krieges auseinander. Im Zentrum von Tieus Ausstellung im n.b.k. steht das „Objekt Gehrenseestraße“, einer der größten Wohnheimkomplexe der DDR, der Anfang der 1980er Jahre in Berlin-Lichtenberg errichtet wurde. Die aus neun baugleichen Gebäudeblocks bestehende Plattenbausiedlung diente von 1982 an vornehmlich als Unterkunft für DDR-Vertragsarbeiter*innen, insbesondere aus Vietnam, die hier unter strengen Reglementierungen auf rund 5 m² Wohnfläche pro Person und unter ständiger Aufsicht wohnten. Tieu selbst lebte von 1994 bis 1997 in einem der Gebäude.


Nach der Wende wurden in den Wohnheimen Asylbewerber*innen und später Bürgerkriegsflüchtlinge, unter anderem aus dem ehemaligen Jugoslawien und dem Mittleren Osten, untergebracht. Seit 2003 stehen die Gebäude leer. Nach aktuellen Planungen soll 2023 der Abriss vorgenommen und unter dem Namen Quartier Gehrenseestraße ein neues Wohn- und Geschäftsviertel auf der Fläche errichtet werden.


Durch eine strenge formale Zuspitzung, die auf Diskurse des Minimalismus Bezug nimmt, diese aber zugleich subtil unterwandert, arbeitet Sung Tieu die in administrativen Dokumenten und Architekturen eingeprägten Ideologien heraus. Die Künstlerin verweist in ihrer Arbeit konkret auf die Organisation von Fläche und Volumen, die sowohl in der Kunst als auch jenseits davon eine Rolle spielt: Gesellschaftlich dient sie als Instrument der Gouvernementalität, dessen Wirksamkeit sich insbesondere in staatlichen Infrastrukturen manifestiert.


Im n.b.k. Showroom wird diese Verbindungslinie durch eine Reihe neuer und teils ortsspezifischer Arbeiten verdeutlicht. Die knapp 150 cm hohe Stahlskulptur Block G (Gehrenseestrasse, Berlin) basiert auf dem Grundriss des titelgebenden Wohngebäudes und ist mit Erde aus der unmittelbaren Umgebung befüllt. In der Arbeit Window Trace (n.b.k.) zeichnet die Künstlerin die Umrisse eines hinter der Wand liegenden Fensters des Ausstellungsraums nach. Während hier eine direkte Abtragung und Öffnung des gebauten Raums vollzogen wird, weisen die Aussparungen in der Arbeit Form (for Residence Permit) auf eine zu füllende Leerstelle hin. Die geometrischen Zeichnungen auf den vier DIN-A4-großen, in die Wand eingelassenen Gipsarbeiten markieren jenen zweidimensionalen Raum, der in den Formularen für einen Aufenthaltstitel in Deutschland durch die Antragstellenden auszufüllen ist. Fünf Kinderbilder aus dem Besitz der Künstlerin geben Einblicke in das Leben in den Räumen und zeugen von privaten Erinnerungen Tieus an ihre ersten Jahre in Berlin. Die intimen Momentaufnahmen korrespondieren mit Inside the Blocks, dem Bericht einer Siebenjährigen vom Alltag in der Gehrenseestraße, der in der Ausstellung ausliegt. Der Leserinnenbrief wurde als Erwiderung auf einen 1995 in der New York Times erschienenen Zeitungsartikel zur Situation vietnamesischer Vertragsarbeiter*innen im Nachwende-Berlin von der Künstlerin verfasst.



Sung Tieu lebt und arbeitet in Berlin. Zu ihren Einzelausstellungen im In- und Ausland zählen u. a.: Amant, New York / USA (2023); MIT List Visual Arts Center, Cambridge /USA (2023); Mudam, Luxemburg (2022); Kunstmuseum Bonn (2021); Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig (2021); Nottingham Contemporary (2020); Haus der Kunst, München (2020); Nha San Collective, Hanoi (2017). Tieus Werke waren Teil der Biennalen von São Paulo und Kiew (beide 2021). Gruppenausstellungen u. a.: Kunstmuseum Winterthur (2022); Stedelijk Museum, Amsterdam (2022); Museion, Bozen (2021); Kunsthalle Basel (2021); Hamburger Bahnhof, Berlin (2020).

Die Neuer Berliner Kunstverein n.b.k. gGmbH wird gefördert durch die Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa.