Fotografie von Ghislaine Leung © Courtesy Ghislaine Leung / Maxwell Graham, New York / Cabinet, London
Ghislaine Leung. Reproductions
7. Juni 2025 – 3. August 2025
Kuratorin: Layla Burger-Lichtenstein
„Es ist Frühling. Die Bäume blühen. Meine Tochter tanzt in der Küche. Ihr dichtes Haar ist dunkel und gewellt. Es ist wunderschön, genauso wie meins, nur ein bisschen heller. Allerdings habe ich meine Haare ewig nicht mehr so gesehen. Ich habe sie mir abgeschnitten, als ich 15 war. Alle liebten mein Haar, machten Bemerkungen, fassten es an. Wie dick und schwarz und schwer es sei. Wie anders. Ich habe es gehasst. Angeschaut zu werden. Bewertet zu werden. Ich schnitt meine Haare ab und bleichte sie. Das Peroxyd brannte auf meiner Kopfhaut. Und ich fühlte mich frei. Eine Zeit lang. Solange ich denken kann, habe ich mich geschämt. Für meine Haare, meinen Körper, meine Haut, meine Zähne, meine Augen, meinen Akzent, meine Kleidung. Dafür, woher ich komme oder dafür, dass ich nicht weiß, woher ich komme. Wegen des Geldes – dafür, dass ich keins habe oder, dass ich welches habe. Dass ich arbeite oder nicht arbeite. Dass ich nicht die richtigen Ausstellungen angeboten bekomme, dass ich die falschen Ausstellungen annehme. Dass ich etwas nicht tue, dass ich etwas falsch mache. Dass es nicht gut genug ist, dass es nicht genug ist. Immer unzu- länglich, ängstlich, verbergend, versteckt, falsch. Und immer so sicher, was richtig ist, dass ich sie nie hinterfragt habe: die Gültigkeit dieses Anspruchs. Die Richtigkeit. Dass all das nur aufrechterhalten wird, um andere unten zu halten. Die Scham lässt uns verstummen, sie höhlt uns aus. Ein Schutz, der dazu dient, uns voreinander und vor uns selbst zu verstecken. Es wiederholt sich auf jeder Ebene. Stop. Hier ist, was immer entfernt, immer verdeckt wird. Was übrig bleibt, ist nicht nichts, es ist alles. Alles, was bereits geschieht. Lass los. Sieh mal, die Sonne fühlt sich gut an auf deiner Haut. Das Wasser ist anfangs kalt, aber man gewöhnt sich daran. Nimm meine Hand, wir haben alles, was wir brauchen.“
– Ghislaine Leung
Werkliste
Budgets, 2025
Score: Das Ausstellungsbudget wird ausgestellt.
Maintenance, 2025
Score: Der Ausstellungsraum wird belassen, wie er ist.
n.b.k. Edition, 2025
Objekte, die nicht länger in Gebrauch des n.b.k. sind.
n.b.k. Edition, 2025
Objekte, die nicht länger in Gebrauch des n.b.k. sind.
n.b.k. Edition, 2025
Objekte, die nicht länger in Gebrauch des n.b.k. sind.
n.b.k. Edition, 2025
Objekte, die nicht länger in Gebrauch des n.b.k. sind.
n.b.k. Edition, 2025
Objekte, die nicht länger in Gebrauch des n.b.k. sind.
Der Neue Berliner Kunstverein (n.b.k.) zeigt erstmalig in Berlin eine Einzelausstellung mit neuen Werken von Ghislaine Leung. Ausgehend von einem streng konzeptuellen und zugleich persönlichen Ansatz setzt sich die Künstlerin in einer Reihe von Scores mit den administrativen, finanziellen und infrastrukturellen Prozessen des Ausstellens auseinander. Durch Gesten des Rückzugs und der Verweigerung legt Leung den Fokus auf die reproduktiven Aspekte institutionellen Arbeitens, die maßgeblichen Einfluss auf das Ergebnis künstlerischer Produktion und Rezeption nehmen, jedoch meist unsichtbar bleiben. Die Ausstellung mit dem Titel Reproductions greift diese verborgenen Aktivitäten auf. So werden die zahlreichen Abläufe außerhalb der künstlerischen Einflussnahme aufgezeigt, die erforderlich sind, um den neutralen Status zeitgenössischer Ausstellungen zu erschaffen und zu erhalten.
Ghislaine Leung (*1980 in Stockholm, lebt in London) präsentierte ihr Werk in zahlreichen Einzelausstellungen u. a.: Kunsthalle Basel; Renaissance Society, Chicago / USA (beide 2024); Simian, Kopenhagen (2023); Ordet, Mailand; Museum Abteiberg, Mönchengladbach (beide 2021); Netwerk, Aalst / Belgien; Künstlerhaus Stuttgart (beide 2019); WIELS, Brüssel (2016). 2018 veröffentlichte sie ihr Buch Partners (Cell Project Space), 2023 folgte Bosses (Divided). 2023 wurde sie für den Turner Prize nominiert.
Diskursprogramm
Donnerstag, 26. Juni 2025, 19 Uhr
Trust Issues. Ausstellen als Vertrauenspraxis
Podiumsdiskussion mit Layla Burger-Lichtenstein (Kuratorin, n.b.k.), David Joselit (Professor für Art, Film, and Visual Studies, Harvard University, Cambridge / USA) und Abbas Zahedi (Künstler, London), moderiert von Antonia Kölbl (Chefredakteurin, TEXTE ZUR KUNST)
Eine Veranstaltung des Neuen Berliner Kunstvereins (n.b.k.) und von TEXTE ZUR KUNST
In englischer Sprache
Donnerstag, 24. Juli 2025, 19 Uhr
Ghislaine Leung, Holdings (2015–2025)
Book Launch mit Ghislaine Leung und Karsten Lund (Senior Curator, Renaissance Society, Chicago / USA)
In englischer Sprache
Eintritt frei zu allen Veranstaltungen
