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David Zink Yi, Ausstellungsansicht Neuer Berliner Kunstverein, 2012 © Foto: n.b.k. / Jens Ziehe

David Zink Yi

3. März 2012 – 29. April 2012


Erdgeschoss

Kuratorin: Kathrin Becker


Die Ausstellung im n.b.k. präsentiert neben der erstmals in Berlin gezeigten Videoinstallation Horror Vacui (2009) die neue Fotoserie aus der Reihe Twilight Images. Die Motive der Silvergelatine-Prints auf Barytpapier zeigen einen öffentlichen Park in Havanna bei Nacht. Der Ort, den der Künstler wählte, ist bedeutsam im Hinblick auf seine Feldforschung; im Bild Havannas und Kubas überlagern sich die Themen und Interessensgebiete Zink Yis: sozialrevolutionäre Utopie, nackte sozialistische Realität, die Kulte und Riten der afro-kubanischen Bevölkerung. Die Schwarz-Weiß-Langzeitbelichtungen dokumentieren ein feinsinniges Lichtspiel, ein Zwielicht, das durch die Präsentation im Ausstellungsraum verstärkt wird. Die Fotografien werden in formatidentischen Aussparungen der Ausstellungsarchitektur eingepasst und so präsentiert, dass das natürliche und künstliche Licht im Ausstellungsraum gleichermaßen durch sie hindurchfällt und je nach Intensität vielfältige Strukturen wie Schattierungen des Bildes offenlegt. Durch die sich wechselnden Lichtverhältnisse verändert sich auch der Bildraum.


Im Mittelpunkt der Ausstellung und des zur Ausstellung erscheinenden Künstlerbuchs steht die zweikanalige Videoinstallation Horror Vacui. Die zweistündige Arbeit dokumentiert Proben der Latin-Band De Adentro y Afuera, die Zink Yi gemeinsam mit kubanischen MusikerInnen gründete, kombiniert mit Aufnahmen von Ritualen afro-kubanischen Ursprungs: die drei Rituale Cajon, Tambor Batá und Wiro aus dem Palo Monte, einem afro-kubanischen, mit der Santería verwandten Kult und der Religion der Yoruba, die – hauptsächlich in Nigeria und Benin praktiziert – den Ursprung einer ganzen Reihe von religiösen Traditionen in unterschiedlichen Ländern Lateinamerikas bilden. Zink Yi, der die Proben der Band und die rituellen Praktiken im Video gleichberechtigt nebeneinander stellt, thematisiert die strukturelle ähnlichkeit zwischen der Musikproduktion und den religiösen Handlungen. Der Schlüssel zu dieser ähnlichkeit ist die Eigenschaft, den entstehenden musikalischen Raum als kollektive Fülle, als Polyrhythmus zu denken, ermöglicht durch die rhythmische Struktur der Clave, die sich durch das ganze Musikstück zieht. Die intervallartige Struktur der Clave bietet den Musikern die Möglichkeit, im gemeinsamen Aufbau eines Stückes „leere Momente“ zu finden, diese zu ergänzen und individuell zu füllen. Durch den Polyrhythmus entsteht ein zeit- und raumloser Klangkörper, geraten die Körper in der Musik wie in den Ritualen in Trance-Zustand. Zink Yi beleuchtet in Horror Vacui Praktiken der individuellen und gemeinschaftlichen Identitätsstiftung, die jenseits von Modellen der Identitätsbehauptung in aggressiven Gegensatzpaaren entstehen können. Der Künstler zeigt uns Alternativen zu restriktiven, auf Machtverhältnissen und Inferiorität beruhenden Vorstellungen kultureller Identität auf.



David Zink Yi (*1973) ist einer der erfolgreichsten Vertreter seiner Generation. Nach einem Meisterschulstudium bei Lothar Baumgarten an der Universität der Künste (2003) erhielt er u. a. das Schmidt-Rottluff-Stipendium, den Ars Viva-Preis (beide 2004) und das MAK-Schindler-Stipendium (2005). Seine Werke sind in öffentlichen und privaten Sammlungen weltweit vertreten, u. a. Museum Ludwig, Köln, Museum of Contemporary Art, Los Angeles und Museo de Arte, Lima. Nach zahlreichen internationalen Einzel- und Gruppenausstellungen ist die Ausstellung im Neuen Berliner Kunstverein die erste in einer deutschen Institution.


Buchreihe „n.b.k. Ausstellungen“

Mit dem 2011 an David Zink Yi verliehenen Förderpreis Kataloge für junge Künstler der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung liegt erstmals eine umfassende Publikation vor, die Zink Yi als Künstlerbuch konzipierte. Das Foto-Doppelbuch mit Making-of-Material und Fotografien von Horror Vacui sowie mit einem Textinsert mit Beiträgen von Marius Babias, Kathrin Becker, Diedrich Diederichsen, Sophie Goltz und David Zink Yi erscheint im Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln 2012, Deutsch/Englisch, je 232 Seiten.



Programm Kunstvermittlung


Donnerstag, 8. März 2012, 19 Uhr

Künstlergespräch mit David Zink Yi (Künstler, Berlin/Lima) und Kathrin Becker (Leiterin n.b.k. Video-Forum)


Donnerstag, 29. März 2012, 19 Uhr

Ausstellungsrundgang mit Sophie Goltz (Leiterin Kommunikation und Kuratorin n.b.k.)